Über alte Eltern und ambivalente Gefühle

Welche Erfahrungen haben Sie mit alternden oder bereits alten, vielleicht sogar hilfs- oder pflegebedürftigen Eltern gemacht?
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Welche Erfahrungen haben Sie mit alternden oder bereits alten, vielleicht sogar hilfs- oder pflegebedürftigen Eltern gemacht? 

Ich habe letztes Jahr meinen Stiefvater begleitet, der an Krebs erkrankt war und im Januar dieses Jahres verstarb. Würdevoll, selbstbestimmt, bis wenige Wochen vor seinem Tod kraftvoll, lebensbejahend und lebensliebend. 

Mein leiblicher Vater ist bereits vor 20 Jahren verstorben und nun bleibt meine Mutter übrig, die erste Anzeichen kognitiven Abbaus zeigt und vor allem aufgrund ihrer lebenslang erlernten und praktizierten Hilflosigkeit, nun, wo ihr sich um alles kümmernder Mann nicht mehr da ist, für mich eine echte Herausforderung darstellt.

Da ich in diesem Jahr so viel Zeit in Italien verbracht habe und mit meiner Mutter zusammen gewohnt habe, habe ich ein unfassbares Wechselbad der Gefühle erlebt: von Mitgefühl, Verständnis und Hilfsbereitschaft bis hin zu rasender Wut und Ärger und dann wieder Traurigkeit und Hilflosigkeit.

Wie erleben Sie das? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Ich werde in wenigen Tagen 60 Jahre alt und dadurch, dass ich in meinen vierziger Jahren fast das ganze Jahrzehnt krank war und in meinen fünfziger Jahren meine zweite Berufstätigkeit aufgebaut sowie Trennung und Scheidung erlebt habe, spüre ich jetzt, an der Schwelle eines neuen Lebensjahrzehnts, einen unglaublichen Lebenshunger, eine große Lust, noch so viel zu erleben – sowohl emotional als auch intellektuell. Ich möchte gerne noch reisen, eine Sprache lernen, einen neuen Sport ausprobieren, noch mehr Bücher schreiben und lesen, ins Theater gehen, Freunde treffen, tanzen. Da passt eine alte hilfs- oder gar pflegebedürftige Mutter so gar nicht rein. Ich lerne gerade eine neue Selbstbestimmtheit. Ich lerne gerade, meiner Mutter gegenüber Nein zu sagen. Ich lerne gerade, dass ich mal nicht helfen möchte und dass es in Ordnung ist. 

Und ich merke auch, dass mein Hunger nach Anerkennung und Liebe durch meine narzisstische Mutter, endlich einem gesunden Gefühl weicht von: „Du hast mir emotional so wenig gegeben, warum sollte ich dir jetzt das restliche Leben auf meine Kosten schön machen?“. Ich darf das. Ich darf so sein, wie ich bin. Ich darf ich sein. 

Dabei helfen mir unter anderem die Bücher der Schweizer Philosophin Barbara Bleisch:Warum wir unseren Eltern nichts schulden“ und „Mitte des Lebens“. Beides empfehle ich Ihnen sehr. Eine tolle Therapeutin an meiner Seite gibt es natürlich auch noch.

Viele von uns haben wenig liebevolle und zugewandte Eltern gehabt. Viele aus denen in den Fünfziger- und Sechzigerjahren Geborenen haben Bindungstrauma erfahren.

Darüber sowie über dessen Auswirkungen bei der möglichen Entstehung von narzisstischen Persönlichkeitsakzentuierungen, über toxische Beziehungen, posttraumatische und komplexe Posttraumatische Belastungsstörung spreche ich im „Trauma Transformation Kongress“ am 14.11.2025 zusammen mit vielen angesehenen deutschen Trauma-Experten.

Hier können Sie sich kostenlos anmelden:

https://www.trauma-transformation.net/papay

Alle Beiträge können für 24 Stunden kostenlos gehört werden. Danach gibt es die Möglichkeit, die Inhalte käuflich zu erwerben. Der Kongress findet vom 11. bis zum 17. November online statt.

Und am 28.11.2025 lese ich um 17 Uhr aus meinem Buch „Verkappte Narzissten – wie wir sie enttarnen und ihnen die Macht nehmen“ im Living Berlin in der Kanststraße 17. Danke, liebe Stephanie Salziger, Center-Managerin des Livings, für die Initiative und die Orga. Der Eintritt ist frei. Natürlich gibt es dort auch signierte Bücher. Ich freue mich über Ihr Kommen!

Weitere Infos zur Veranstaltung finden Sie hier:

https://www.living-berlin.com/news/bubbles-beats-mit-dr-britta-papay-am-28-november-lesung-und-gespraech/

Und nun wünsche ich Ihnen interessante Erkenntnisse beim Trauma-Kongress und bin gespannt, von Ihren Erfahrungen mit alten Eltern zu hören. Genießen Sie den Herbst!

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